Donnerstag, der 26. November 2020, ein langer Nachmittag am MGF. Was passt da zur Abwechslung besser als ein Ausflug in den Wald? Trotz eisiger Temperaturen, von teilweise unter null Grad, machte sich das P-Seminar „Zukunftsfähige Wälder“, als bisher Einziges im Corona-Schuljahr 2020, auf den Weg zum „Trimm-Dich-Pfad“ in den Wald. Ziel des Nachmittagsausflug war es, neben dem Theorieteil, also zum Beispiel dem Planen der einzelnen Arbeiten der Schüler, auch praktisch zu erfahren, was gerade im Arboretum – der Versuchsfläche zum Anbau möglicher Zukunftsbäume – vor sich geht. So machten sich also die Kursteilnehmer nach der Schule auf den Weg in Richtung Flugplatz. Mit dabei waren auch zwei Schüler des P-Seminars „Radio und Film“ von Herrn Schleiffer. Somit stand auch ein technisches Equipment zum Filmen und für Interviews bereit.
Im Wald angekommen, wurde das Seminar von Herrn Stein, dem Seminarbegleiter des Forstamtes, begrüßt und eine Schweigeminute eingelegt. Dieses kurze Innehalten empfiehlt sich für alle Waldbesucher, um vom alltäglichen Stress Abstand zu nehmen und sich auf das „Waldgefühl“ einstimmen zu können. Am Pavillon, dem Ausgangspunkt des Trimm-Dich-Pfades, warteten Frau Steinberger und die Stadtförsterin Frau Hombach auf das Seminar. Frau Steinberger arbeitet maßgeblich an der Entwicklung des Arboretums mit und gab den Kursteilnehmern eine kurze Übersicht über die Fläche. Frau Hombach erklärte, dass es in Bayern drei große Waldeigner gibt: die Bayerischen Staatsforsten, die Kommunen und die Privatbesitzer. Das Kulmbacher Forstamt gehört zu den Stadtwerken und verwaltet die kommunalen Waldgebiete, um die Trinkwasserversorgung und den Wildbestand zu sichern und zu regulieren. Der Spitalwald in Kulmbach, auf dessen Fläche das Arboretum angelegt wurde, gehört zum Beispiel der Spitalstiftung.
Die Pflanzflächen der verschiedenen Zukunftsbäume findet man entlang des Rundwegs, beginnend am Pavillon. Sie sind weitgehend kahlgeschlagene, umzäunte Areale, auf denen jetzt schon an manchen Stellen Baumsetzlinge zu entdecken sind. Die Grundidee eines Klimaarborteums ist, dass man nichtheimische Baumarten aus Regionen anpflanzt, in denen schon das Klima herrscht, das man auch in circa 100 Jahren in Oberfranken erwartet. Um dem Kahlfraß von Wild und der absichtlichen Zerstörung durch Waldbesucher vorzubeugen, hat man Zäune als Begrenzung angelegt. Neben Kulmbach befinden sich im oberbayerischen Weihenstephan und in Tettau weitere bayerische Arboreten.
Beim Besuch des P-Seminars erfolgte gerade die Pflanzung der Zerreiche (lat. Quercus cerris), die ihr natürliches Vorkommen vor allem im Mittelmeerraum und im Tessin hat. Das Seminar konnte dies also als besonderes Highlight live miterleben. Frau Hombach erläuterte das Vorgehen bei der Pflanzung. Die Zerreiche ist ein Pfahlwurzler, dessen Setzlinge im Arboretum mit circa 150 cm Abstand zueinander gepflanzt werden. Noch vor 50 Jahren wurden Waldforschungsflächen radikal gerodet und man betrieb die Aufforstung im Akkord. Heute hingegen pflanzt man mit größter Sorgfalt in ausreichendem Abstand und lässt niedrige Büsche oder andere Gewächse stehen, sofern sie der Eiche kein Licht und Nährstoffe zum Wachsen wegnehmen. Teilweise kann es bei Eichen nach der Pflanzung bis zu zwei Jahre dauern, bis sie mit dem Austrieb beginnen, da sie oft wegen des neuen Lebensraumes „schmollen“! Die Zerreiche wurde mit guten Aussichtschancen für eine zukünftige Ansiedlung bewertet. Die Forstbeamten erhoffen sich nicht nur von dieser Eichenart, sondern natürlich auch von den anderen Bäumen im Arboretum zahlreiche Forschungsergebnisse.
Ein großes Dankeschön geht an unseren Schuldirektor, Herrn OStD Pfadenhauer, der diesen Ausflug trotz der aktuell schwierigen Zeit möglich gemacht hat. Außerdem bedanken wir uns bei Herrn und Frau Schleiffer, die die beiden Kurse leiten, sowie bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kulmbacher Forstamtes, die uns zu diesem Ausflug begleitet haben und an dem Klima-Projekt mitwirken!
Moritz Mertel, Q11