Das Thema Sucht und Suchtprävention spielt bei der Arbeit mit Jugendlichen eine wichtige Rolle. Wie können Kinder und Jugendliche sinnvoll auf die Gefahren hingewiesen und vorbereitet werden? Wie erreicht man Schülerinnen und Schüler in der Pubertät? Wie vermittelt man das Thema Sucht, Suchtmittel und Suchtgefahren ohne erhobenen Zeigefinger?
Eine mögliche Antwort auf diese Fragen bietet das Konzept der Schülermultiplikatoren. Unter dem Motto “Von Schülern für Schüler” setzt man darauf, dass Gleichaltrige ihre Mitschüler besser erreichen und die Hemmschwelle für Fragen deutlich geringer ist. Dazu werden am MGF aus jeder siebten Klasse drei Schüler in einem Seminar zu Schülermultiplikatoren ausgebildet.
Wer Schülermultiplikator werden soll, schlagen dabei die Mitschüler vor. In einem dreitägigen Seminar am “Jugendbildungshaus am Knock” in Teuschnitz werden die zukünftigen Schülermultiplikatoren dann von den Suchtpräventionsbeauftragten der Schule Frau Posel und Herrn Motschenbacher sowie von zwei älteren Schülermultiplikatoren auf ihre Aufgaben vorbereitet. Programmpunkte der Ausbildung sind dabei unter anderem Informationen über verschiedene Suchtmittel, die Entstehung von Sucht, das Modell des Wohlfühltanks sowie Rollenspiele und Situationskarten zur Rolle als Multiplikator.
Zurück an der Schule führen die Multiplikatoren mit ihren Mitschülern den sogenannten Klassentag durch. Dabei werden wesentliche Inhalte des Seminars an die gesamte Klasse weitergegeben. Ein Highlight des Klassentages ist der Besuch von Vertretern der Anonymen Alkoholiker. Diese berichten sehr ehrlich und offen aus ihrem Leben und stellen sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler.
Diese Zusammenarbeit wurde von der ehemaligen Suchtpräventionsbeauftragten und heutigen Beratungslehrerin Frau Lormes initiiert und besteht bis heute. Dafür einen herzlichen Dank an die Gruppe der Anonymen Alkoholiker, die jedes Jahr die Zeit für unsere Schüler finden. Durch ihre eindringlichen Schilderungen ihres eigenen Lebens und des Umgangs mit einer Suchterkrankung werden die Gefahren des Alkohols und anderer Suchtmittel deutlich gemacht.
Sucht man den Begriff Schülermultiplikatoren bei Google erhält man auf den ersten Seiten einen Überblick über die Vielzahl an Projekten von verschiedenen Schulen in ganz Deutschland, in Österreich und der Schweiz. Der Gewinn für die Schülerinnen und Schüler liegt darin, dass sie sich mit Suchtmitteln und den Folgen des Suchtmittelkonsums auseinandergesetzt haben, ihre eigene Haltung gegenüber Suchtmitteln reflektiert haben und sich eigene Stärken und Ressourcen bewusst gemacht haben.
Allerdings können und sollen die Schülermultiplikatoren die Verantwortung von Eltern und Schule nicht ersetzen sondern die pädagogische Arbeit nur ergänzen. Daher finden viele weitere Projekte an der Schule statt so z.B. die Antirauchkampagne “Be Smart Don’t Start”, das Verantwortungsseminar in Kooperation mit dem MUPÄZ, der Besuch durch Herrn Lehner, Leiter der Fachklinik für suchtkranke Frauen “Haus Immanuel” in Hutschdorf mit einigen Patientinnen sowie die Suchtpräventionstage mit dem Drogenpräventionsbeauftragten der Kripo Bayreuth, Herrn Jochen Bergmann.
Bei all diesen Aktionen liegt der Focus auf der Aufklärung der Schüler und dem Anstoß sich eigenständig mit dem Thema Sucht auseinanderzusetzen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Präventionsarbeit liegt in der Zusammenarbeit mit dem Suchtarbeitskreis Kulmbach. Durch dessen Förderung ist es möglich das dreitägige Schülermultiplikatorenseminar für die Schüler nahezu kostenfrei anzubieten. Ein herzliches Dankeschön dafür an den Suchtarbeitskreis. Die Ausbildung von Schülermultiplikatoren ist sinnvoll, wenn das Programm jedes Jahr für Schüler/innen der 7. Klassen angeboten werden kann und so kontinuierlich fortgesetzt wird. Wir arbeiten bereits seit 1999 mit diesem Konzept und werden hoffentlich auch weiterhin interessierte Schülerinnen und Schüler zu Schülermultiplikatoren ausbilden können, denn die Schülerinnen und Schüler müssen die Verantwortung für ihr Leben selbst übernehmen und sollen von uns dabei die bestmögliche Unterstützung und Vorbereitung erhalten.
Anja Schmidt und Steffi Posel
Suchtpräventionsbeauftragte