„Wir sind wieder da“, verkündete Horst Pfadenhauer zum Start des Konzerts des musischen Zweigs des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums (MGF) in der Dr.-Erich-Stammberger-Halle. Damit deutete der MGF-Schulleiter ein mögliches Ende der Pandemie an, in der den musikalischen Gymnasiasten zwei Jahre lang annähernd jeglicher Auftritt untersagt war, der aber laut Fachschaftsleiter Hubertus Baumann für Musiker eigentlich das Gelbe vom Ei bedeute. Denn Musik braucht als Ansporn für Musiker und Sänger auch Ohren, die sie hören. Die hatten sich in der Stadthalle nun wieder eingefunden: „630 Karten haben wir für unser Konzert verkauft“, sagte Baumann, „davon geht jeweils ein Euro an die Ukrainehilfe“. – „Think of me“ (Denk an mich) lautete demnach die Überschrift des Konzert in doppeltem Sinn: Wir denken an die geplagten Menschen in der Ukraine – und werden auch an diejenigen Schüler denken, die in diesem Jahr die Schule mit dem Abitur verlassen.

,Aller Anfang ist schwer, aber es lohnt sich, bis zum Ende durchzuhalten‘ hätte das Motto des dreistündigen Konzerts auch lauten können. Denn für die Lehrer der Fachschaft wie auch für die weiteren Instrumentallehrer bedeutet jedes neue Schuljahr, mit neuen Schülern wieder von vorn anzufangen. Das war auch bei den Darbietungen der verschiedenen Ensembles hörbar: Zusammenspiel und Intonation „schwimmen“ noch bei den Anfängergruppen, in denen sich die jungen Musikanten sehr bemühen, aber zunächst noch mit ihrem Instrument zu „kämpfen“ haben. Aber es wird mit den Schuljahren immer besser, bis man schließlich ins Symphonieorchester aufgestiegen ist. Deutlich wurden Anfang und Finale dieser Stationen gleich beim Auftaktstück zum Konzert: Das Instrumentalensemble aus Schülern der 5. Klasse und der Abschlussklasse spielte unter der Leitung von Barbara Baumann die Ukrainische Nationalhymne.

Neben Musikunterricht in Theorie und Praxis auf ihrem jeweiligen Instrument bietet das MGF seinen Schülern zudem das Zusammenspiel in verschiedenen Gruppierungen an: Im Gitarrenensemble (Leitung Daniel Ambarjan), im Vororchester (Cezar Salem), in zwei Orchestern (Barbara Baumann), einer reinen Bläsergruppe (Klaus Hammer), Blech- und weiteren Instrumentalensembles (Hubertus Baumann); aber auch in der Arbeitsgemeinschaft Sologesang über dem Unterstufenchor (Vera Doerfler), weiteren Vokalensembles bis hin zum großen Schulchor, in dem sich derzeit ohne Auftrittsperspektiven in der Pandemie trotzdem noch 36 Sängerinnen und Sänger engagieren, wie Hubertus Baumann betonte. Alle diese Gruppen gaben im Konzert jeweils eine Kostprobe ihres Könnens, das sie unter den bisherigen Kontakt- und Probenbeschränkungen in doch sehr kurzer Zeit einstudiert hatten.

Einen Wermutstropfen träufelte Hubertus Baumann gegen Ende des Konzert dennoch auf das vielfältige Ensembleangebot des MGF: Edgar Stübinger hört auf. Der eigentliche Mathe- und Physiklehrer hat in seiner Zeit am MGF eine tatsächlich fantastische Big Band aufgebaut und immer wieder von Neuem in seiner dezenten bis exaltierten Art zu musikalischen Höchstleistungen animiert. Ein „alter“ Jazzer halt, für den Swing, Pythagoras und Integral kein Widerspruch sind.

Eine seiner „Spezialitäten” war Stübinger allerdings auch Verhängnis, das die diesjährigen Abiturienten in einem Sketch zu den Eigenarten ihrer Lehrer offenbarten. Sie saßen darüber zu Gericht und verurteilten Stübinger ob seiner faulen Musikerwitze („Ihr habt kein Klavier? Dann geht doch zu Red Bull, der verleiht Flügel“) zu einem Witze-Verbesserungskurs. Barbara Baumann war des Quälens von Bläsern im Orchester angeklagt; die Celistin wurde verurteilt, dem Verbrennen eines Cellos beizuwohnen. Von Hubertus Baumanns Vorliebe, Chormusik mit Bewegung zu inszenieren, waren die „Richter“ nicht in jedem Fall angetan, so dass er zum Ballettunterricht geschickt wurde. Das, obwohl die Verurteiler in den Gesangsdarbietungen doch selbst mit Begeisterung dabei mitgemacht hatten.

Wie auch die musische 8. Klasse bei ihrem „Bolero Test“, in dem sie Ravels Paradestück neben der Musik mit rhythmischem Schachteln anordnen, einer Kontursionistin (Luisa Stöcker) und einem raumfüllenden Intermezzo der Roadmanager im Hintergrund paarten, die dekorativ Kunststofftüten wie aufblasbare Fahnen zwecks optischer Aufwertung der Musik über die Bühne wehen ließen.

Damit hatten auch die jungen Leute, die während des ganzen Konzerts mit Auf- und Abbauen für einen reiblungslosen Ablauf sorgten, ebenfalls ihren Auftritt.