Hohen Besuch erhielt die Geschichtsabteilung des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums Kulmbach durch den Vorsitzenden des Historischen Vereins Oberfranken, Regierungspräsidenten i.R. Wilhelm Wenning und den Schriftführer Bruno Hager. Die Vorstandsspitze des größten Geschichtsvereins des Bezirks überreichte an die Teilnehmer der beiden Oberstufenkurse im Fach Geschichte einen Jubiläumsband des Historischen Vereins zum Thema „Statistik über das Fürstentum Bayreuth in napoleonischer Zeit“ verfasst von Baron Camille de Tournon.

Da das Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium Kulmbach seit Jahren intensiv auf dem Gebiet der Heimatforschung tätig ist, sollten deren aktive Geschichtsbegeisterten eine Anerkennung erhalten.

Oberstudienrätin und Geschichtsfachschaftsleiterin Doris Leithner-Bisani hob besonders die seit drei Jahren regelmäßig erscheinenden Schriften zur Heimat- und Landeskunde hervor, als deren Herausgeber das MGF Kulmbach fungiert. Hier werden besonders gute Arbeiten der Oberstufenschüler aus den Fachbereichen Geschichte, Geographie und Biologie zusammengefasst, um der Öffentlichkeit in Buchform präsentiert zu werden. Dabei werden aktuelle Themen der Region genauso erörtert wie historische Aufarbeitungen in Form von längeren Abhandlungen.

Horst Pfadenhauer, Direktor am MGF, betonte die Zielsetzung dieser wissenschaftspropädeutischen Seminararbeiten, die in der Heranführung der Schülerinnen und Schüler an akademisches Arbeiten bestehe und im Idealfall – wie in den Schriften zur Heimat- und Landeskunde – dann für die erfolgreichen Schüler eine erste Publikation bedeuteten. Erfreut zeigte sich der Schulleiter deshalb auch über diese besondere Publikation zu Comte Camille de Tournon-Simiane. In einem kurzer Vorstellung ging Pfadenhauer auf die Funktion dieses wichtigen Verwaltungsbeamten in der Zeit Napoleons ein und auf seine Bedeutung gerade für den Bereich von Oberfranken. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reichs und Preußens Niederlage besetzten französische Truppen auch das seit 1791 preußische Fürstentum Bayreuth. Die Bevölkerung leidet damals unter der Besatzungsmacht. Der französische Zivilgouverneuer Camille de Tournon muss auftragsgemäß hohe Summen als Kontributionen eintreiben, findet aber trotzdem schon bald infolge seiner humanen und toleranten Gesinnung gute Kontakte zur einheimischen Bevölkerung. Er erkundet die Gegend, besucht alle Orte und Sehenswürdigkeiten, sammelt statistisches Material und beschreibt schließlich als hochintelligenter Franzose Land und Leute, Kultur und Wirtschaft unserer Region. Als Ergebnis liefert er ein einmaliges umfassendes Zeitbild „seiner Provinz“ Bayreuth. „Statistik der Provinz Bayreuth zusammengestellt von Baron Camille de Tournon – ehem. Zivilgouverneur der Provinz, Präfekt von Rom – 1809“: so lautet auch der Titel der Übersetzung von Bettina Schiller, die im Jahr 2002 die Übersetzung dieser bemerkenswerten Quelle als Zeitzeugnis für den Historischen Verein Oberfranken in einer zeitgemäßen Übersetzung erstmals vornahm.

Regierungspräsident i.R. Wilhelm Wenning (5. von rechts) und Schriftführer Bruno Hager (4. von rechts) bei der Übergabe des Tournon-Reprints an die MGF-Oberstufenkurse im Fach Geschichte in der historischen Aula vor dem Portrait von Camille de Tournon.

Horst Pfadenhauer, OStD