Es sind nur 100 Meter Luftlinie zwischen der Oberen Schule und dem Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium Kulmbach. Was von der Entfernung der beiden Häuser ein Katzensprung ist, ist im Hinblick auf die beiden Schultypen Grundschule und Gymnasium im bayerischen Schulsystem wohl eher eine Monatsreise. Aber wie so oft sind es die Menschen vor Ort, welche offiziell nicht Vorgesehenes versuchen zusammenzubringen. Bereits seit zwei Jahren gibt es zwischen beiden Schulen einen Kooperationschor. Da lag für die verantwortlichen Lehrer, Musiklehrer Sebastian Hümmer und Klassenleiter Uli Hüsser der 3. Klasse der Oberen Schule die Idee nahe auch den Musikunterricht im Rahmen der Instrumentenkunde einmal gemeinsam anzugehen. MGF-Musiklehrer Hubertus Baumann war von der Idee sofort angetan. Völlig unbürokratisch hat man zwei Wochen später einen Termin für eine Doppelstunde Instrumentenkunde am MGF vereinbart. Neugierig und etwas aufgeregt standen am letzten Donnerstag (22.04.2024) dann 20 Drittklässler vor der Tür des großen MGF-Musiksaales, so dass pünktlich um 8.45 Uhr die praktische Instrumentenvorstellung beginnen konnte. Christoph Zech, Klasse 11d und mehrfacher Preisträger von „Jugend musiziert“ stellte den theoretisch bestens vorbereiteten Jungen und Mädchen die Stabspiele Marimbaphon und Vibraphon mit zwei kurzen Musikstücken vor. Nachdem jedes Kind selbst ein Instrument in die Hand gedrückt bekam, wurde mit 22 Handtrommeln eine nuancenreiche Klanggeschichte gestaltet. Musiklehrer Hubertus Baumann war von Disziplin, natürlicher Auffassungsgabe und Kreativität der jungen Kinder sehr angetan. In verschiedenen Praxisstationen, die teilweise durch MGF-Schüler geleitet wurden, durften dann die Kinder die vorgestellten Instrumente alle selbst ausprobieren: die Schlaginstrumente Pauke, große Trommel, Conga und Bongo mit den Stabspielen, die Teile des drumsets, die Bau- und Spielweise des Flügels und die Spielweisen der Streichinstrumente. Hier hatte die Orchesterleiterin des MGF, Frau Baumann mit ihrer musischen 9. Klasse einen Parcour für Streicher organisiert. Alle Kinder durften der Geige, dem Cello und dem Kontrabass feine Töne entlocken. Nach einem Gruppenbild ging es dann mit vielen Klangeindrücken wieder zurück in die Obere Schule. Die beteiligten Lehrer waren sich einig: alle Kinder, auch die „Großen“ des Gymnasiums hatten mit diesem Schulartübergreifenden Lernprojekt eine Menge Spaß und viel gelernt. Warum das Kultusministerium den Unterricht von Grundschullehrern an Gymnasium bis vor einigen Jahren propagierte, umgekehrt den Unterricht von Gymnasiallehrern an Grundschulen (wegen unterschiedlicher Besoldungsstufen) nicht ermöglicht, ist in Zeiten der von allen Seiten propagierten Kooperationen fragwürdig. Obere Schule und MGF-Gymnasium haben jedenfalls einmal wieder bewiesen, dass das gegenseitige Lehr- und Lernpotential ein wunderbarer Gewinn für alle Kinder (und auch für die Lehrer) der beiden Schularten sein kann. Das Kulmbacher Modell, Lehrer- und Schülerresourcen und Lehr-Equipment gegenseitig zu nutzen,  sollte weiter Schule machen.

Hubertus Baumann

Das Thema Instrumentenkunde begeisterte die 3. Klasse der Oberen Schule auch beim Besuch am MGF. Theoretisch vorbereitet durch die Grundschullehrer, praktisch unterfüttert durch die Gymnasiallehrer und Schüler des musischen Zweiges, so funktioniert Kooperation und Vermittlung von Wissen, Erfahrung und Freude.

(Foto: Manuela Kneuderlein)

Musiklehrerin Barbara Baumann und Marius Winkler vom musischen Zweig des MGF- Gymnasiums geben den jungen 3. Klässlern praktische Tipps für die ersten Töne am Kontrabass.

(Foto: Manuel Küfner)